LABORUMZUG /// Um gutes Personal zu gewinnen und an sich zu binden, muss der „Arbeitsplatz Dentallabor“ wirklich attraktiv sein. Die Zeiten, in denen Zahntechniker sich mit jeder Gegebenheit vor Ort zufriedengeben mussten, sind definitiv vorbei. Im folgenden Erfahrungsbericht erläutert Zahntechnikermeister Patrick Redlich seinen intensiven Weg zum Laborneubau von Edel und Weiss Dental in Wettstetten.
Nach fast 40 Jahren Innenstadtlage im Herzen von Ingolstadt haben wir 2022 den Weg eines Laborumzugs samt Neubau beschritten. Der Hauptgrund war sicherlich Platzmangel. Unser Labor in Ingolstadt war hinsichtlich der Anzahl an Arbeitsplätzen und der Erweiterbarkeit für moderne Produktionstechnologien nicht mehr ausbaubar. Die Anforderungen an unsere Ablauforganisation, also die Ordnung von Arbeitsprozessen, sind stetig gewachsen und konnten aufgrund der engen und knappen Platzverhältnisse kaum noch sinnvoll umgesetzt werden. Damit litt auch die Attraktivität des „Arbeitsplatzes Dentallabor“ und hat uns den Anstoß gegeben, nach Alternativen zu suchen. Dass daraus ein Neubau geworden ist, war zu Beginn der Reise noch nicht absehbar. Wir haben schlicht jede Möglichkeit überprüft, um mit der Zeit zu gehen und den wachsenden Anforderungen unserer Kunden gerecht zu werden. Nachdem die Entscheidung für einen Neubau gefallen war, begann die Suche nach einem passenden Grundstück. Mit passend meine ich die räumliche Nähe zu unseren Kunden einerseits und die Bezahlbarkeit andererseits. Dass sich diese Suche unter den beiden Prämissen über Jahre hingezogen hat, hätte ich zu Beginn auch nicht geglaubt. Letztlich war es eine Mischung aus unbedingtem Willen, Hartnäckigkeit und Notwendigkeit, die mich und alle Beteiligten durch diese Phase geführt hat. Das neue Labor in Wettstetten liegt verkehrsgünstig nördlich von Ingolstadt mit Anbindung an die Autobahn A9. Wir erreichen von dort aus unsere Zahnärzte mitunter schneller als aus der früheren Innenstadtlage heraus.
Planung ist alles
Die nächste Herausforderung hat dann mit der Planung der Räumlichkeiten nicht lange auf sich warten lassen. Meine Absicht war, dass ich mit dem Blick eines Zahntechnikermeisters auf Arbeitsprozesse und Workflows großen Einfluss auf die Gestaltung des neuen Labors nehme. Das hat im Wesentlichen auch funktioniert, hat mich aber zeitlich extrem gebunden und viel Überzeugungsarbeit gekostet. Ohne mein Team und das Verständnis meiner Familie wäre auch die folgende Beteiligung an der Umsetzung nicht möglich gewesen. Gebaut wurde unser neues Labor in Wettstetten von April bis Dezember 2022. In dieser Zeit bin ich meinem Wunsch nach Abwechslung und handwerklichen Tätigkeiten vollends nachgekommen. Ich habe u. a. Serverschränke selbst verkabelt, die Zentralabsaugung installiert, Möbel aufgebaut und bei der Bearbeitung des Außengeländes sogar den Bagger bedient. Das ging mit Unterstützung meines ehemaligen Compagnons Thomas Zehetbauer, der mich im Labor vertreten hat, und meiner zu dieser Zeit schwangeren Frau, die die Stellung zu Hause allein gehalten hat. Das war eine intensive Zeit, in der ich von einer 40-Stunden-Woche nur träumen konnte. Aber es hat sich gelohnt. Ich kenne jede Schraube in meinem Labor.
Workplace Dentallabor
Wir haben darauf geachtet, dass alle Arbeitsplätze modern, ergonomisch, lichtdurchflutet und klimatisiert sind, außerdem haben wir die Arbeitsplätze nach Osten ausgerichtet, was bereits am frühen Morgen für Sonnenlicht sorgt. Gleichzeitig haben wir das ganze Umfeld des zahntechnischen Arbeitsplatzes aufgewertet. Gemeint sind damit u. a. eine Mitarbeiterlounge, unsere Dachterrasse, und eine gute Verkehrsanbindung. Für unsere Mitarbeiter haben wir ausreichend Parkmöglichkeiten direkt vor dem Labor, was in der Innenstadt ein echtes Problem gewesen ist. Natürlich hatten wir in Ingolstadt auch einen Sozialraum für alle Teammitglieder, aber im Vergleich zur heutigen Lounge mit Dachterrasse haben wir in puncto Attraktivität mehrere Schritte nach vorne gemacht. Der gesamte Workplace Dentallabor ist als Einheit zu sehen, die Mitarbeiter gerne zur Arbeit kommen lässt, in der Pausenzeiten angenehm gestaltet werden können und man abends das Labor mit einem Lächeln auf den Lippen verlässt. Um die Arbeitsplätze haben wir Raum geschaffen, den wir im alten Labor so schmerzlich vermisst haben. Die komplette Produktion inklusive Maschinenpark befindet sich auf einer Ebene im Erdgeschoss des Labors. Wir haben z. B. unseren Fräsraum sowie den Druckerraum voll klimatisiert, um konstant gleiche Bedingungen bei der Herstellung von Zahnersatz gewährleisten zu können. Unser Konstruktionsraum mit seinen sieben CAD-Arbeitsplätzen befindet sich natürlich in unmittelbarer Nähe. Wir haben eine Zentralabsaugung, die den Produktionsstaub filtert und nach außen ableitet und so die Luftreinhaltung im Labor gewährleistet. Unser Funktionsraum ist so angeordnet, dass die Lärmbelästigung für Mitarbeitende auf ein Minimum reduziert wird. Jeder Arbeitsplatz ist mit Schalldämpfern ausgerüstet, jeder Arbeitsraum kann seine eigene Musik auswählen. Der Wohlfühlfaktor spielt bei der Arbeitsplatzgestaltung natürlich eine große Rolle.
Die Administration, Sozialräume, Umkleiden etc. befinden sich alle im Obergeschoss. Die Umkleiden haben wir mit Duschen kombiniert, sodass jeder nach getaner Arbeit das Labor frisch geduscht verlassen kann. Die durchdachte Raumaufteilung bedeutet kurze Wege in der Produktion sowie eine klare Trennung von Arbeit und Pause. Da für uns der gesamte Workplace Dentallabor wichtig ist, möchte ich an dieser Stelle noch mal die Parkplätze vor der Tür und die Sozialräume erwähnen. Letztere werden auch für Aktivitäten genutzt, die für den Teamzusammenhalt so wertvoll sind, zuletzt unser Mittsommernachtsgrillen. Neben der für mich extrem wichtigen Anordnung der Arbeitsplätze und Technikräume sind auch skalierbare Seminarmöglichkeiten geschaffen worden, die sowohl von uns als auch von der Dentalindustrie genutzt werden. Egal, ob klassische Vorträge vor kleinen oder großen Gruppen oder zahntechnische Weiterbildung am Arbeitsplatz – wir haben bei Edel und Weiss all diese Möglichkeiten. Die Beteiligung des Führungsteams an meinen Überlegungen fand im laufenden Prozess statt, zumal ich gerade bei fachlichen Entscheidungen gerne eine Zweitmeinung gehört habe.
Platz für Wachstum
Ein weiterer Vorteil, den wir im neuen Gebäude haben, ist der Platz. Wir können wachsen – sowohl bzgl. der Anzahl an Arbeitsplätzen als auch mit Blick auf die maschinengeführte Produktion. Wir haben uns vor Jahren schon auf die Fahnen geschrieben, dass wir der Top-Arbeitgeber der Region sein wollen. Das ist ein Prozess, an dem wir tagtäglich arbeiten, um den wachsenden Anforderungen an einen Arbeitgeber gerecht zu werden und an dem ich auch in Zukunft festhalten möchte. Das heißt, dass wir sanft wachsen möchten. Außerdem sind wir ein Familienunternehmen. Meine Schwester ist ebenfalls Zahntechnikermeisterin und leitet den Betrieb von Edel und Weiss. Meine Frau betreut das Veranstaltungs- und Materialmanagement. Mein Sohn sollte bestenfalls auch in die Zahntechnik einsteigen und im Unternehmen seinen Platz finden – auch wenn das noch eine ganze Zeit lang dauern wird. Das alles folgt dem Ziel, als Familienunternehmen Eigenständigkeit zu bewahren.
Laborphilosophie
Wenn man uns mit nur drei Worten beschreiben müsste, dann mit verlässlich, integrierend und proaktiv. Wir stehen zu unserem Wort, wir halten uns an unsere Versprechen, wir liefern zu den vereinbarten Terminen. Und wenn wir uns mal nicht an eine Abmachung halten können, dann reden wir darüber. Das alles verstehen wir unter Verlässlichkeit. Wir sind partnerschaftlich unterwegs, wir kommunizieren auf Augenhöhe, sowohl mit Kunden als auch intern. Wir stehen füreinander ein und helfen uns gegenseitig. So verstehen wir Integration. Mit Proaktivität meinen wir, dass wir Vorschläge machen, Alternativen aufzeigen, unser eigenes Qualitätsmanagement leben und auch bereit sind, in den Diskurs einzutreten. In einem Satz: Wir sind ein lebendiges, symbiotisches Dentallabor mit bayerischen Wurzeln und Tugenden.
Dieser Artikel wurde in der ZWL Zahntechnik Wirtschaft Labor Ausgabe 5/24 auf den Seiten 28 – 30 veröffentlicht.